Gibt es einen Unterschied zwischen Teambuilding und Teamentwicklung? Beide Begriffe werden oft synonym füreinander verwendet, die Übergänge scheinen fließend zu sind. Viel wichtiger als die richtige Benennung ist ein Verständnis für die Situation, in der sich das Team befindet. Erst mit Klarheit hierüber können passende Maßnahmen ausgewählt und durchgeführt werden. Dieser Artikel unterstützt dabei, die Herausforderungen eines Teams zu verstehen und in welchem Kontext Teambuilding und Teamentwicklung sinnvoll sind.
Teambuilding ist eine punktuelle Aktivität
Teambuilding wird oft als Bezeichnung für eine punktuelle Aktivität verwendet. Diese reicht von einer 30-minütigen Kreativ-Methode, z. B. der Marshmallow Challenge (im Rahmen eines Workshops) über ein Teamevent bis hin zu einem mehrtägigen Team-Offsite. Oft wird Teambuilding unterstützt durch Coaches und Moderator*innen und an einem inspirierenden und besonderen Ort außerhalb des Arbeitsalltags geplant und moderiert. Ein Teambuilding bietet Freiraum für informelle Aktivitäten und Spontanität, der gemeinsame Spaß ist wichtig. Es geht beim Teambuilding um verbindende Erlebnisse, um inspirierende co-kreative Momente und darum, sich besser kennenzulernen.
Teamentwicklung ist ein kontinuierlicher Prozess
Teamentwicklung beschreibt einen kontinuierlichen und langfristigen Prozess. Im Idealfall findet Teamentwicklung so lange statt, bis ein Team sein Ziel erreicht hat und sich auflöst. Auch bei der Teamentwicklung begleiten Coaches und Teamentwickler*innen die Mitarbeitenden phasenweise und unterstützen dabei, die passenden Frameworks, Methoden und Verhaltensweisen zu etablieren, die eine eigenständige Weiterentwicklung ermöglichen. Je nach Bedarf und Ressourcen erhält das Team über Wochen und Monate Impulse im Rahmen von Trainings, Workshops und Coachings. Thematisch geht es in diesen z. B. um effektives Selbstmanagement, Klarheit über Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten sowie eine wertschätzende und konstruktive Kommunikationskultur. Für einen Einblick in einen Teamentwicklungsprozess empfehle ich meine Case Study über ein Training für die menschenzentrierte Organisation.
Die fünf Phasen der Teamentwicklung nach Tuckman
Im Kontext von Teambuilding und Teamentwicklung lohnt sich ein Blick auf das 1965 von Bruce Wayne Tuckman entwickelte Modell. Er beschreibt die Entwicklung von Teams anhand von fünf Phasen. Die Länge und Intensität der Phasen variieren je nach Teamgröße und Erfahrungen. Grundsätzlich unterstützt dieses Phasenmodell aber beim Verständnis, wo sich ein Team aktuell befindet und welche Herausforderungen in der jeweiligen Phase für gewöhnlich auftreten.
Forming (Formierung): Ein neues Team kommt zusammen, die Menschen lernen sich kennen, es gibt Unklarheiten bezüglich der Rollen, Aufgaben und Verantwortungen. Typische Herausforderungen: ein gemeinsames Ziel definieren, Beziehungen und Vertrauen aufbauen, Rollen und Verantwortungen klären.
Storming (Konflikt): Spannungen entstehen, die Menschen sind auf der Suche nach ihrer Position im Team, es kommt zu Meinungsverschiedenheiten. Typische Herausforderungen: den Umgang mit Spannungen lernen (Konfliktlösung), eine Kommunikations- und Feedbackkultur entwickeln, gemeinsame Werte definieren.
Norming (Normierung): Vertrauen entsteht. Normen und Regeln fördern eine effektive Zusammenarbeit in Richtung der gemeinsamen Ziele. Typische Herausforderungen: Vertrauen durch Rituale und Momente fördern, klare Prozesse und Strukturen für effektive Zusammenarbeit definieren, eine gemeinsame Vision entwickeln.
Performing (Leistung): Das Team ist eingespielt und arbeitet effektiv, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Rollen und Verantwortungen sind klar definiert. Typische Herausforderungen: Aufgaben priorisieren und fokussieren, Motivation und Energie aufrecht erhalten, Agilität zur Anpassung an sich verändernde Anforderungen entwickeln.
Adjourning (Auflösung): Das Team löst sich auf, weil das Projekt abgeschlossen ist oder das Ziel erreicht wurde. Typische Herausforderungen: den Teamerfolg feiern, gemeinsam Abschied nehmen, die Zusammenarbeit reflektieren und dann den Übergang zum nächsten Team oder Projekt gestalten.
Die Mischung macht’s: Teambuilding & Teamentwicklung
Jede der fünf Phasen bringt besondere Herausforderungen mit sich, viele Themen bestehen phasenübergreifend. Grundsätzlich geht es immer darum, ein Team dabei zu unterstützen, effektiv und zielgerichtet zusammen zu arbeiten. Um das zu erreichen, empfiehlt sich eine bewusste Mischung aus Teambuilding und Teamentwicklung.
Teamentwicklung ist ein kontinuierlicher Prozess bis zur Auflösung des Teams und im Rahmen dieser Entwicklung können immer wieder punktuell Teambuilding-Aktivitäten stattfinden. Teamentwicklung erstreckt sich also über alle fünf von Tuckman beschriebenen Phasen und Teambuilding wird ergänzend dazu in besonderen Momenten eingesetzt. Zum besseren Verständnis folgen Beispiele für typische Situationen und Ziele.
Typische Situationen für Teambuilding-Aktivitäten
Ein neues Team wird gegründet bzw. Personen kommen neu zu einem bestehenden Team hinzu: Ein guter Zeitpunkt für ein Kick-Off-Event, um sich besser kennenzulernen sowie Beziehungen und Vertrauen aufzubauen.
Das Team hat über längere Zeit nur digital zusammen gearbeitet: Es wird Zeit für echte Begegnung und Austausch, um den Team-Spirit zu fördern, z. B. durch eine verbindende Teambuilding-Aktivität in der Natur.
Das Team möchte eine Vision erarbeiten und sinnvolle nächste Schritte ableiten: Eine ideale Herausforderung für ein mehrtägiges Team-Offsite an einem besonderen Ort mit viel Freiraum für Kreativität und Innovation.
Ein Meilenstein oder das Ziel des Teams wurde erreicht: Ein toller Moment für ein Teamevent, um Wertschätzung auszudrücken, den Teamerfolg zu feiern und das Team zu motivieren.
Typische Ziele von Teamentwicklung
Die Grundlage für eine agile und effektive Zusammenarbeit schaffen: Purpose, Werte, Verhaltensweisen, Rollen, Aufgaben und Verantwortungen erarbeiten.
Arbeitsmethoden für mehr Transparenz etablieren: Meeting-Formate und Regeln definieren, mit dem Task Board arbeiten.
Die interne Kommunikation verbessern: Effektiv entscheiden, bedürfnisorientiert kommunizieren, Konflikte lösen sowie konstruktiv und wertschätzend Feedback geben.
Nutzerzentriertes Denken und Handeln kultivieren: Methoden und Routinen entwickeln, um innovativ und agil mit Marktveränderungen und Kundenbedürfnissen umzugehen, Personas und User Stories nutzen.
Vier Fragen zur Analyse: Welche Unterstützung benötigt ein Team?
Jedes Teams steht in der Zusammenarbeit immer wieder vor Herausforderungen. Je nach Größe und den Erfahrungen ist ein Team mehr oder weniger in der Lage, diese eigenständig zu lösen. Die Antworten auf die folgenden Fragen helfen dabei, die Teamsituation besser zu verstehen, um dann einzuschätzen, welche Unterstützung bei der Entwicklung sinnvoll ist.
In welcher Entwicklungsphase befindet sich das Team?
Welches Ziel soll erreicht werden? Geht es um die grundlegende Zusammenarbeit oder handelt es sich um einen besonderen Moment in der Teamhistorie, z. B. Gründung, Pflege, Stärkung oder Auflösung?
Welche Wünsche und Bedürfnisse äußern die Teammitglieder*innen?
Was wurde bereits zur Lösung oder Verbesserung unternommen? Was davon war erfolgreich und was nicht?
Abschließend empfehle ich dir noch einen zum Thema passenden Blogartikel: Definition, Aufbau und Moderation eines Team-Offsite.
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Titelfoto von Javier Allegue Barros auf Unsplash